„Nichts hinter mir, alles vor mir, so wie es immer auf der Straße war.“
– Jack Kerouac, Unterwegs
Es gibt einen Moment im Leben eines jeden Reisenden, in dem der Wunsch aufkommt, ziellos loszuziehen, nur mit dem Wunsch zu entdecken. Es ist derselbe Geist, der Jack Kerouac 1947 dazu trieb, Amerika von Osten nach Westen zu durchqueren und diese Reise in einen der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts zu verwandeln : On the Road.
Heute, mehr als siebzig Jahre später, ist es immer noch möglich, durch die Straßen zu gehen, den Geruch von Asphalt und Kaffee im Diner einzuatmen und das Gefühl der absoluten Freiheit wiederzuentdecken, das die Beat Generation unsterblich gemacht hat.
Unterwegs von New York ins Herz von Nordamerika
„Die Stadt war lebendig, ein Ameisenhaufen von Möglichkeiten, und ich wollte ein Teil von all dem sein.
Jack Kerouacs Reise beginnt in New York, in den Straßen von Greenwich Village, dem pulsierenden Herzen der Literatur- und Musikszene der 1950er Jahre. Hier, zwischen verrauchten Bars und Jazzclubs, wurde die Beat Generation geboren, die Bewegung, die Menschen dazu einlud, die Regeln zu brechen und authentische Erfahrungen zu machen.
Selbst heute, wenn man zwischen der Columbia University, dem Café Reggio oder der White Horse Tavern spazieren geht, kann man sich die fieberhaften Gespräche zwischen jungen Schriftstellern und Dichtern auf der Suche nach Freiheit vorstellen.
Von New York aus öffnet sich die Straße nach Westen: Der Highway wird zum Symbol für Flucht und Wiedergeburt. Es ist an der Zeit, sich hinter das Steuer zu setzen, die Fenster herunterzukurbeln und sich von der Musik den Rhythmus der Reise vorgeben zu lassen.
Route 66, die Mutterstraße von Chicago nach Santa Monica
„Jede Meile der Straße war ein Fragment der Unendlichkeit, und ich wollte sie alle verschlingen.“
Wenn es eine Route gibt, die den Geist von On the Road verkörpert, dann ist es die Route 66 – die legendäre‚Mother Road‚.
Von Chicago nach Santa Monica führt diese Straße über 3.900 km quer durch den amerikanischen Kontinent und durchquert dabei acht Staaten und eine Vielzahl unterschiedlicher Landschaften: Prärien, Wüsten, Canyons, Geisterstädte und alte Motels.

Unverzichtbare Stationen auf dem Roadtrip in die Vereinigten Staaten:
- Chicago, Illinois – der perfekte Ausgangspunkt für einen Roadtrip, zwischen Wolkenkratzern und Bluesmusik;
- St. Louis, Missouri – mit dem majestätischen Gateway Arch, dem Symbol für die Eroberung des Westens;
- Santa Fe und Albuquerque, New Mexico – wo sich die Farben der Wüste mit der Kunst der amerikanischen Ureinwohner vermischen;
- Flagstaff, Arizona – nur einen Katzensprung vom Grand Canyoneinem der spektakulärsten Aussichtspunkte der Welt.
Jede Meile entlang der Route 66 ist ein Eintauchen in die amerikanische Geschichte und Kultur, vorbei an Retro-Tankstellen, alten Diners mit Neonschildern und rostigen Schildern, die Geschichten von Freiheit und Melancholie erzählen.
Denver und Jack Kerouacs Treffen mit Neal Cassady
„Die Menschen, die Sie auf Ihrem Weg treffen, sind ein Spiegel Ihres eigenen Lebenswillens.“
Auf dem Weg nach Westen erreichen wir Denver, eine Stadt, die einen besonderen Platz in Kerouacs Mythos einnimmt.
Hier lebte Neal Cassady, der Freund und Weggefährte, der Dean Moriarty zu seiner Romanfigur inspirierte.
Denver ist der Punkt, an dem die Reise ihren Ton ändert: Sorglosigkeit weicht der Selbstbeobachtung. Die Rocky Mountains am Horizont werden zum Symbol für die inneren Herausforderungen, denen jeder Reisende auf seinem Weg begegnet.
Heute ist Denver eine junge, pulsierende und künstlerische Stadt, ideal für eine Pause zwischen Museen, Craft Breweries und Live-Musik-Locations.
San Francisco, um in die Beat Generation einzutauchen
„Die Welt ist groß und voller Stimmen, und ich wollte sie alle hören.“
Die Reise endet in San Francisco, einer rebellischen und poetischen Stadt, die in den 1950er Jahren zur geistigen Heimat der ‚Beats‘ wurde.
Im Stadtteil North Beach steht noch immer der berühmte City Lights Bookstore, der von dem Dichter Lawrence Ferlinghetti gegründet wurde: ein Wallfahrtsort für Literaturliebhaber, an dem Kerouac und Allen Ginsberg ihre Stimme fanden.
Wenn man durch die hügeligen Straßen und Cafés von North Beach schlendert, kann man immer noch die Atmosphäre von Freiheit und Nonkonformität einatmen.
Nicht weit entfernt befindet sich Haight-Ashbury, das symbolische Viertel der Hippie-Gegenkultur, das das unmittelbare Erbe dieses Ideals des Lebens ‚on the road‘ darstellt.
Bevor Sie die Reise nach Amerika antreten: Jack Kerouacs Weg
„Verlassen ist der einzige Weg, um zu wissen, wer man wirklich ist.“
Auf den Spuren von Jack Kerouac zu reisen ist nicht nur eine Frage von Kilometern oder Karten. Es ist eine Art, die Welt zu betrachten, auf die Straße zu hören, auf den Zufall und auf sich selbst. Um eine echte Erfahrung ‚on the road‘ zu machen, braucht man ebenso viel praktischen Geist wie Neugier und innere Offenheit.
Hier sind also einige Ratschläge – sowohl konkrete als auch emotionale – für diejenigen, die davon träumen, Amerika mit dem gleichen freien Blick wie Jack Kerouac zu durchqueren.
Praktische Tipps für eine Reise in die Vereinigten Staaten
- Bereiten Sie das Auto (oder Wohnmobil) vor: Prüfen Sie Öl, Bremsen und Reifen und nehmen Sie eine Taschenlampe, eine Papierkarte und Wasser mit.
- Miete und Versicherung: Wählen Sie einen Vertrag mit unbegrenzten Kilometern und Vollkaskoschutz.
- Karten und Verbindung: Laden Sie Offline-Karten herunter; in Wüstengebieten kann das Signal verschwinden.
- Halten Sie oft an: alle 200 km für einen Kaffee, ein Foto oder ein Gespräch mit den Einheimischen.
- Kraftstoff und Mautgebühren: Behalten Sie die Zapfsäulen im Auge und bringen Sie Bargeld für eventuelle Mautgebühren mit.
- Übernachtungen: Buchen Sie die ersten Nächte und lassen Sie dann die Straße entscheiden.
- Lokale Regeln: In den USA wird die Vorfahrt an Kreuzungen mit vier Fahrspuren abwechselnd ausgeübt und Trinkgeld ist obligatorisch (15-20%).
Emotionale und kulturelle Tipps, um den Geist von Jack Kerouac zu erleben
- Folgen Sie dem Weg, nicht dem Ziel. Der Sinn der Reise ist nicht, nach San Francisco zu gelangen, sondern auf dem Weg zu entdecken, wer Sie sind.
- Musik und Tagebuch: Jazz, Blues und Rock der 50er/60er Jahre; Notieren von Gedanken, Zitaten und Gefühlen.
- Orte der Beat Generation: City Lights Buchhandlung, historische Cafés in New York, Wandmalereien in Denver.
- Lassen Sie sich auf das Unerwartete ein: eine Ablenkung, eine zufällige Begegnung, ein unerwarteter Sonnenuntergang sind mehr wert als jeder Reiseplan.
- Entschleunigen Sie: Genießen Sie die Sehenswürdigkeiten und die Menschen, die Sie unterwegs treffen.
- Respektieren Sie die Landschaft: Sie hinterlässt nur Fußspuren, sie nimmt nur Emotionen mit.
Die Straße als Horizont der Reise
„Die Straße ist das Leben, und ich wollte das alles erleben.“
Am Ende eines jeden Roadtrips bleibt immer das gleiche Gefühl: viel mehr gefunden zu haben, als man gesucht hat. Es ist nicht nur die Schönheit der amerikanischen Landschaften oder die Nostalgie der Diners aus den 1950er Jahren, die diese Reise einzigartig macht, sondern auch die Art und Weise, wie die Straße diejenigen verändert, die sie bereisen.
Jack Kerouac hat das verstanden: Der Asphalt, die Gesichter, die man trifft, der Wind in den Haaren sind nicht nur Etappen einer Reise, sondern Fragmente der Freiheit.
Heute wie damals ist der Aufbruch ein Akt des Vertrauens: in die Straße, in andere und in sich selbst. Denn, wie Kerouac schrieb, ‚die Straße ist das Leben ‚ – und jede Kurve, jede Umleitung oder jeder Halt erinnert uns daran, dass die wichtigste Reise immer die ist, die wir noch nicht gemacht haben.



